Von Rosemarie Marschner
Dieses wundervolle Buch habe ich schon letztes Jahr zum Geburtstag bekommen und im Sommer gelesen. Ich veröffentliche diesen Post aber ganz bewusst erst im Herbst, weil ich finde dass es das perfekte Herbstzeitbuch ist. Genau das richtige für die regnerische Jahreszeit, in der man sich gerne mit einer Tasse Tee unter eine kuschelige Decke zurückzieht und sich Zeit nimmt ein gutes Buch zu genießen.
Sich Zeit nehmen und genießen.
Rosemarie Marschner erzählt die Lebensgeschichte der Clara Schuhmann geborene Wieck in einer Sprache, die so „sauber“ und „adrett“ ist. Das ich nach den ersten 50 Seiten das dringende Bedürfnis hatte sofort mein gesamtes Haus zu putzen und zu wienern. Eine Erzählart die einem schon nach den ersten Sätzen in die Zeit um 1800 versetzt. Manche Worte schienen sehr alt und heute nicht mehr gebräuchlich zu sein. Einige habe ich nachgeschlagen, andere erklären sich von selbst.
Auf den nun Folgenden 500 Seiten taucht der Leser ab, in die Welt der Musik zu Zeiten von Paganini, Robert Schumann, Franz List oder Frédéric Chopin, um nur einige große zu nenne, denen die kleine Clara Wieck schon in so jungen Jahren begegnet und die ihr Leben und schaffen geprägt haben.
Aber am stärksten von allen hat ihr Vater Friedrich Wieck seine Tochter, die er als sein Lebenswerk betrachtet, geformt und gestaltet.
Als Clara 5 Jahren alt war, begann der ehrgeizige Friedrich Wieck seine Tochter im Klavierspielen auszubilden. Er war wie besessen von dem Gedanken aus ihr ein „Wunderkind“ am Klavier zu erschaffen. Eine Virtuosin, wie es damals genannt wurde. Der Ehrgeiz des Vaters ging so weit, das er seine Tochter nicht zur Schule schicken wollte und auch sonst von allen weiteren Zerstreuungen fern hielt. Als sie mit 14 zum Konfirmationsunterricht sollte lernte sie ihr erste Freundin kennen. (Also ich hatte mit 14 schon ein paar mehr verschlissen)
Seine Rechnung ging auf. Da Clara das Talent ihrer begabten Mutter (Marianne Wieck geborene Tromlitz, Später Bargil,)geerbt hat wurde aus dem kleinen Clärchen einer der bekanntesten Pianistinnen Ihrer Zeit.
Wie schon zu Anfang erwähnt wird der Geist der Zeit der großen Romantiker und ihrer Kritiker durch die Erzählart der Autorin sehr eindringlich vermittelt. Aber auch die zu der Zeit vorherschenden Erziehungsmethoden und Ansprüche der Eltern an die Leistung ihrer Sprösslinge. Auch hier beweißt Rosemarie Marschner ihr können, in dem sie Sitten und Gepflogenheiten des 17ten Jahrhunderts mit einer würzigen priese Sarkasmus beschreibt.
Aus meiner Sicht eine sehr gelungene Biografie, durch die man nicht nur ein umfangreiches Hintergrundwissen der musikalischen Gesellschaft um 1800 bekommt, sonder auch einen Einblick in die Lebensweisen und vor allem in die Pädagogischen Ansichten so mancher Leute. Da hat sich bis heute aber ne ganze Menge getan. Gott sei dank.