In Gütersloh gibt es im Stadtpark einen besonders schönen botanischen Garten. Seit dem ich die Fotografie als mein neues Lieblingshobby entdeckt habe, wollte ich schon immer mal mit der Kamera bewaffnet losziehen und den Zauber diese Ortes einfangen. (Irgendwann werde ich auch begreifen, das nur ich die Erinnerungen, die ich mit diesem Ort verbinde, sehen kann. Für alle anderen sind es nur Bilder von Hecken oder seltsamen Laubengängen.)
Gedacht, getan… So bin ich also voller Tatendrang einen Tag, ende November durch besagten Garten gewandelt, immer auf der Suche nach einem tollen Motiv. Hier eine Hecke, da ein Geäst. Aber so richtig begeistert hat mich das alles nicht. Die letzte Rettung für eine erfolgreiche Jagt musste also der Springbrunnen sein. (Wer in Gütersloh den botanischen Garten kennt, kennt auch den Springbrunnen.) Und da es ja nun Winter ist, ist auch kein Blatt mehr am Baum, so das die kalte Spätherbstsonne einen wunderschönen Glitzer auf die Wassertropfen zauberte. Das ist es! Mein Motiv! Aber ich war wohl nicht die einzige mit einem Auge für die Schönheit des Augenblicks. Ein älterer Herr mit einer Nikon hatte die gleiche Idee. Nur mit dem Unterschied das er zu wissen schien was er da tat. Da ich ja ein schüchternes kleines Ding bin, wollte ich den Herrn nicht stören und abwarten bis er von alleine geht. Außerdem wollte ich nicht das er vielleicht mitbekommt, das ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie ich das Bild, das ich im Kopf hatte jetzt in den Kasten rein kriegen soll. Kann der denn nicht endlich mal abhauen… Oh nein! Jetzt spricht der mich auch noch an! Er wär hier jetzt fertig und würde mir gerne den Platz überlassen. Es wäre ja nicht ganz einfach mit den sich schnell bewegenden Wassertropfen. Ich brabbelte nur, das meine super tolle Automatik das schon hinkriegen würde. Und schon geoutet. Super peinlich. Doch für den Herrn schien das gar nicht schlimm. Er schien sich gleich berufen zu fühlen, mir zu zeigen wie das den geht. Ob ich wollte oder nicht: „Stellen sie mal ein: Zeitautomatik, Blende 6,irgendwas… das geht da an dem Rädchen. Jetzt müssen sie sich hinkniehen, genau in die Ecke zwischen Bank und Hecke. (von jetzt an ziehe ich für solche Unternehmungen immer alte Klotten an.) Ah super! Durch die große Blende habe wir eine ganz kurze Belichtungszeit von einer 5000stel Sekunde. Da wird jeder Tropfen gestochen scharf. Sie brauchen aber auf jeden Fall ein Tele für die Zukunft.“
Ich war zwar ein bisschen Überfahren und habe noch die Stimme meines Vaters im Ohr „Lass dich im Stadtpark nie von fremden Männern anreden“ Aber ich glaube er meinte etwas anderes.
Ich war so begeistert, wie ich durch ein bisschen technisches Wissen, das ich auch sofort verstanden habe und ganz leicht umsetzen konnte ein so schönes Bild zu Stande gebracht habe. Ich habe dann noch sehr lange mit dem Herrn gefachsimpelt und mein neu erlerntes Wissen ein bisschen vertieft. Es war ein so nettes und motivierendes Gespräch, dem eine Erkenntnis folgte. Die richtige Motivwahl ist in der Fotografie noch lange lange nicht alles. Nun muss ich lernen die Technik zu beherrschen, das Bild, so wie ich es darstellen möchte, auch einfangen zu können.
Es klingt vielleicht ein bisschen bescheuert, aber ich hatte fast das Gefühl, als sollte ich mit dieser Begegnung ein wenig angestubst werden. Schau mal, da geht’s lang, das ist der Weg.
Ich glaube nicht das dem Herrn bewusst war wie glücklich er mich an dem Tag gemacht hat. Nicht nur wegen des tollen Bildes, das ich euch hier zeigen kann. Sondern auch weil ich plötzlich aus dem Nichts einen Motivationsschub bekommen habe, die Dinge so weiterzumachen, wie ich sie begonnen habe.
Ich glaube wenn sich die Dinge so einfach gestallten und fügen, dann sind sie richtig. Ich bin dann gleich am nächsten Tag los um mir für ein Heidengeld ein Teleobjektiv zu kaufen. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden.