Nun ist es quasi rum, mein erstes Bienenjahr und das zweite steht vor der Tür. Zeit ein Resümee zu ziehen. Ich muss noch sehr viel lernen.
Vor zwei Jahren habe ich an einem Imker-Grundkurs teil genommen und mir eingebildet doch ganz gut vorbereitet zu sein. Aber das ist wie mit dem Autofahren. Fahren lernt man erst nach der Fahrschule. Und imkern erst, wenn man ganz alleine vor seinem offenen Bienenvolk steht. Doch ich hatte Glück. Mein erstes Volk, die Cherusker, sind ein wirklich starkes Volk das alle meine dilettantischen Eingriffen über sich ergehen ließ. Mal mehr mal weniger genervt. Aber das ist auch ihr gutes Recht.
Kurz nach den Cheruskern zogen die Teutonen und die Vandalen auf meinem Stand ein. Zwei Junge Ableger vom letzten Jahr. Und hier habe ich meine große Liebe für Ableger entdeckt. Sie sind immer freundlich und gutmütig und viel besser zu überblicken. Besonders die Teutonen entwickelten sich großartig und lagen mir sehr am Herzen. Sie hatten eine wunderschöne fast schwarze Königin. Ja, die Betonung liegt auf „hatten“. Diese besonders schöne Königin schien ein wenig depressiv und suizidgefährdet, schmiss sich eines schönen Tages im Spätsommer aus der Beute und wollte auch trotz meines heldenhaften Einsatzes nicht gerettet werden. So war dieses, von mir liebevoll großgezogene Volk dem Untergang geweiht.
Der einzige Ableger den ich im letzten Jahr gezogen habe startete erst sehr vielversprechend. Doch auch seine Königin verabschiedetet sich irgendwann im Spätsommer auf nimmer wiedersehen. Leider zu einer Zeit in der ein Volk aus eigener Kraft keine neue Königin ziehen kann. Warum nicht? Ganz einfach es gibt keine Männer mehr. Aber das würde jetzt alles ein bisschen zu weit ins Detail gehen.
Fakt ist das mir am Ende meines ersten Bienensommers nur noch die Cherusker und die Vandalen geblieben sind. Immerhin! Zwei große starke Völker die ich nach besten Wissen und gewissen eingewintert habe und letzte Woche wieder auswintern konnte. Die erste Frühjahrsdurchsicht hat zwar gezeigt das man sich auf eine Federzugwaage nicht verlassen kann. Aber ich konnte in letzter Sekunde noch mal nachfüttern. Und mit dieser ersten Frühjahrsdurchsicht schließt sich mein Bienenjahr.
Ich habe aber nicht nur Fehler gemacht, sonder auch viel gelernt. Zum Bespiel das man viel Mehr Ablege machen muss um am Ende für den Fall eines Falles noch ne Königin zu haben die man mal austauschen kann. Kann schließlich immer mal eine abhanden kommen. Auch habe ich gelernt wie wichtig es ist seine Arbeiten Am Volk gut zu organisieren. Sich alles ordentlich zurecht zu legen und gut vorbereitet zu sein. Sich Hilfsmittel zu besorgen oder auszudenken und seine Arbeitsweise zu opimieren. Aber das wohl wichtigste von allen ist für einen Jungimker ein guter Imkerverein. Da ist immer jemand, den man um Rat fragen kann. Immer jemand der mal mit anfasst. Einen Großteil einer guten Imkerei macht die Erfahrung aus. Und die habe ich als Jungimkerin einfach noch nicht. Da ist der Rat der alten Hasen Gold wert und wird von mir sehr hoch geschätzt. An dieser Stelle ein Dankeschön an alle die, die meine ständigen Fragen mit einer Bienengeduld immer und immer wieder beantworteten und mir so manches mal unter die Flügel gegriffen haben.
Logischer weise habe ich fast alle Arbeiten die in einer Imkerei so anfallen im letzten Jahr zum ersten mal gemacht und hatte immer ein fürchterlichen bammel davor. Das erste mal geerntet, das erste mal geschleudert, das erste mal Wachs geschmolzen, das erste mal Behandelt und noch so vieles Mehr. Vor allen diesen kleineren und größeren Herausforderungen habe ich mir einen riesen Kopf gemacht. Habe Rat und Tat der Kollegen aus dem Verein eingeholt. Habe mir überlegt wie ich was am besten angehe um es möglichst Bienenschonenden und auch mich schonende umsetzen kann. Und am Ende hat dann immer alles super geklappt und ich war wieder um eine Erfahrung reicher. Diese Arbeiten ist dann beim nächsten mal schon viel leichter.
Und so glaube ich, bin ich in diesem ersten Bienenjahr mit meinen Völkern gewachsen. Qausi ein bisschen auch zusammengewachsen. Und so soll es sein.
Ich habe schon viele Pläne für das kommende Jahr. Einen besseren Ablegerstand bauen und viel mehr Ableger machen. Alternative Behandlungsmethoden gegen die lästige Milbe ausprobieren. Und noch vieles mehr. So blicke ich nun voller Vorfreude und optimismus, aber auch gespannt auf das Bienenjahr 2019. Gespannt was ich denn dieses Jahr von den Bienen lernen kann. Denn bekanntlich ist kein Bienenjahr wie das andere. Da sorgen meine Immen schon für.